Kan. Dr. Erich Tischler, unser langjähriger Pfarrer in Spital / Pyhrn lud am 22. April 2017 anlässlich seines 60-jährigen („diamantenen“) Priesterjubiläums und 85. Geburtstages zu einem Festgottesdienst in der Stiftskirche Mattsee ein. Dabei zog sich der Rebensaft als Leitmotiv durch den ganzen Tag.

Die Fahrt in den Flachgau entpuppte sich für nicht wenige unserer Chor- und Orchesterleute als kleine Österreich-Expedition: Sie durchquerten dafür in wenigen Stunden gleich drei Bundesländer (die Steiermark., Oö. und Salzburg) und mehrere - ja - Klimazonen. Ziel der langen Fahrt war das schneefreie Mattsee, genauer gesagt, die Kirche des Kollegiatstiftes. Bei unserer Ankunft thronte der 60 m hohe „Goliath des Mattiggaues“ – so wird der Stiftsturm dort auch genannt, imposant vor uns. Empfangen wurden wir von den Mattseern, die emsig bereits tagelang das für 250 Gäste gerichtete Fest vorbereiteten, besonders herzlich und freundlich! Anscheinend hat Dr. Tischler dafür gesorgt, dass dem Spitaler Chor ein äußerst guter Ruf vorauseilt, denn alle schienen sich schon sehr zu freuen, als wir eintrafen. Bereits die Probe in der ursprünglich gotischen, im 18. Jhdt. mit Stuck und Fresken barock ausgestatteten Stiftskirche (ein echtes Schmuckstück) gestaltete sich für uns als etwas sehr Besonderes: Nicht nur die reiche Innenarchitektur, an der man sich kaum sattsehen konnte, auch die Tatsache, dass einige Mattseer Chorsänger sich aktiv zu uns gesellten und gemeinsam mit uns sangen, war eine schöne Überraschung.

Joseph Haydns „Jugendmesse“ (Missa brevis in F, Hob. XXII: 1) klang in der schmucken Kirche herrlich – auch dank des kleinen, aber feinen Streichorchesters. Mit Mendelssohn-Bartholdys unglaublich grazilem „Hebe deine Augen auf“ wurde der Liebe Tischlers zu den Bergen Ausdruck verliehen, bei der er sich des Schutzes des wachsamen Himmelvaters immer gewiss sein konnte. Das sehr stimmungsvolle, zuversichtliche „Meine Zeit“, ein Lieblingslied Tischlers, durfte auf keinen Fall fehlen. Aus Überschwang (oder vielleicht auch, weil ohnehin schon in Feierlaune befindlich) verlieh Pfarrer Tischler im Rahmen der Messe auch gleich Chorleiter Sulzer den Doktortitel ; )  Über das Thema des heutzutage üblichen Plagiats seiner Dissertation existieren bis dato jedoch nur Mutmaßungen…

In Anlehnung an die Bibelstelle von der Verwandlung von Wasser in Wein ließ Dr. Tischler während des Gottesdienstes seine eigene Lebensgeschichte metaphorisch mit der Befüllung von sechs steinernen Krügen Revue passieren. Mindestens vier davon, so Tischler, wurden in seinen 40 Jahren als Pfarrer in Spital am Pyhrn voll – offenbar waren es sehr gute Jahrgänge, die er auf den hiesigen imaginären Weinbergen kelterte und von denen er immer noch zehren kann.

WEINKÖLLA - VOI!

Nach einer Agape im Kreuzgang tröpfelte eine scheinbar nicht enden wollende Gästeschar in den geräumigen Weinkeller des Stifts. Mit viel Einsatzbereitschaft verköstigten uns MattseerInnen dort aufs Feinste.

Dass es sich bei dem Jubilar um einen passionierten Jäger handelt, war auch beim Fest kaum zu übersehen. Wer Lust hatte, konnte nämlich bei einem Schießstand seine Zielgenauigkeit auf extra gefertigten kleinen Schießscheiben probieren. Die dabei eingenommenen Spenden sollen für die Erhaltung der Spitaler Leonhardikirche – einem Herzensanliegen von Pfarrer Tischler - verwendet werden.

Den Festakt gestalteten Bläser und verschiedene Chöre. Nach der Begrüßungsrede schloss sich ein intensiver Gratulationsreigen aus Einheimischen und Spitalern an (der Ort Spital muss an diesem Tag wohl beinahe leergeräumt gewesen sein), bei dem Tischler Durchhaltevermögen bewies, dazwischen gab u.a. der Spitaler Chor Volkslieder und Jodler von sich - mit Bedacht auf des Pfarrers Vorlieben - wie z.B. das „Fischerl im Grund“ – eine Bezugnahme auf Tischlers rege Tätigkeit als Fischer und Frischfischlieferant für diverse geistliche Vorgesetzte.

WEINKÖLLA – LAA!

Ein Jodler des Kirchenchores mit zwischengeschalteter Litanei, deklamiert in Palmvers-Manier von Chorleiter Otto, sollte vorsichtig auf die entstandene Not durch unseren gähnend leeren Weinkeller hinweisen. Humpl Franz erwies sich dabei einmal mehr als heimlicher Poet. Seine dezente Aufforderung nach einem raschen, unbürokratischen und kostenfreien Transfer einer unbestimmter Menge von Wein vom Stiftskeller Mattsee in jenen von Spital (weintechnisch leider auf Entwicklungslandniveau…), stieß bei Pfarrer Tischler sofort auf offene Ohren. Verdursten - nein, das darf schließlich niemand! Für die Dringlichkeit einer so notwendigen Caritas-Hilfslieferung hat Tischler nach wie vor großes Verständnis. Klarer Fall, dass der Messwein noch umgehend auf der Heimreise im Bus verkostet werden musste - Motto: „Nunc est bibendum!“. Am Ende unserer Fahrt konnten wir dann noch feststellen, wie gefährlich es mitunter werden kann, wenn nach allzu intensiven Durstperioden plötzlich der Wein wieder üppig zu fließen beginnt…  Die Wahrheit im Wein findet sich manchmal scheinbar erst nach „intensivem Suchen“, offenbart sich aber dann umso deutlicher und unvermittelter mit Knall und Fall. Um solche Ausreißer zu vermeiden, sollten wir uns also lieber in Zukunft vorausschauend wappnen und daher Regelmäßigkeit im Trinkverhalten pflegen!

WEINKÖLLA – VOI!

Mit diesem Vorsatz zur Vorfall-Prophylaxe im Hinterkopf heißt es dank des Weins unseres geschätzten Pfarrers jetzt wieder für Spital am Pyhrn: regelmäßig und ausreichend trinken. Ein paar gut gelaunten Après-Proben-Gelagen steht also nichts mehr im Wege…

Herzlichen Dank an dieser Stelle unserem geschätzten ehemaligen Herrn Pfarrer für die Einladung und die Aufmagazinierung unseres Weinkellers (… jetzt können wir wieder telepathisch auf ihn anstoßen!) sowie an die vielen, vielen MattseerInnen für ihre große Gastfreundschaft, das Mitsingen und die herzliche Bewirtung im Stiftskeller!