70 Jahre beim Chor und kein bisschen leise

Ein seltenes Doppeljubiläum gab es heuer in Spital/Pyhrn anlässlich Mariä Himmelfahrt: Vor genau 70 Jahren fand in der Stiftskirche die Uraufführung von W. A. Mozarts „Krönungsmesse“ (KV 317) statt; bereits damals mit von der Partie war die jetzt 84-jährige Erna Angerer. Sie feiert heuer ihre 70-jährige (sic!) Mitgliedschaft beim Kirchenchor.Erna Otto Ferdl

Mit 12 Jahren sang Erna bereits im Schülerchor und zur Frühmesse. Als anno 1946 der Kirchenchor Spital/Pyhrn unter der Leitung von Rudolf Mark neu gegründet wurde, war es nahe liegend, dass das Mädchen – mittlerweile 14 – kurz darauf auch mit von der Partie war. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil wurde, so Angerer, noch jeden Sonntag vierstimmig gesungen: deutsche Messen, Weihnachts- und Marienlieder und dergleichen. 1947 stand dann als erste große Messe die „Krönungsmesse“ am Programm – doch diese sollte bei weitem nicht Angerers erste und letzte bleiben… Dass sie unglaubliche 7 Jahrzehnte später wieder genau diese Messe singen würde, das hat sie damals wohl selber nicht geahnt.

Das Recht, als verheiratete Frau zur allwöchentlichen Probe zu gehen, musste sie sich allerdings durchaus „erkämpfen“, wie sie erzählt, denn neben ihrer Arbeit als Hausfrau, Mutter und der Führung der eigenen Frühstückspension blieb wenig Zeit für persönliche Interessen. Zudem war es früher oft üblich, dass zwar Männer durchaus in zahlreichen Vereinen tätig waren, doch die Frauen in erster Linie zu Hause schalten und walten sollten. Erna Angerer setzte jedoch ihren Willen gegenüber ihrem Gatten durch und kam dennoch zu den Proben, wenn auch oft etwas verspätet, da sie zuvor noch alles Nötige für ihre Pensionsgäste zu erledigen hatte. Auch jetzt - im hohen Alter - zählt sie immer noch zu jenen Chorleuten, auf deren Erscheinen man sich nicht nur bei den Proben, sondern auch bei Begräbnissen, Hochzeiten und anderen Choreinsätzen wirklich verlassen kann.

Im Jahr 2000 wechselte Angerer aufgrund des akuten Mangels an tieferen Stimmregistern ins Tenorfach („…die Krönung für mich…“), obwohl sie nach wie vor durchaus hoch singen kann. Angerer augenzwinkernd: „So wie es halt überall ist, die Männer brauchen die Stütze der Frauen!“ Von daher rührt auch der Name „Tenor-Erna“, unter dem sie jeder kennt.

Dass Angerer bei einem so guten Chor wie dem Spitaler mitsingen darf und vor allem noch kann, weiß sie sehr zu schätzen. Nicht zuletzt sei es auch dem „spritzigen und tüchtigen“ Chorleiter Otto Sulzer zu verdanken, dass man jung und fit bleibt, denn bei ihm „kann man keine Müdigkeit vortäuschen“, so Angerer. Doch neben der nach wie vor großen Freude am Singen ist ihr auch die Gemeinschaft, die im Spitaler Chor gepflegt wird, sehr wichtig. Dass man dort selbst als älterer Mensch Anerkennung und Wertschätzung findet, streicht sie besonders hervor.

Neben ihrem Stimmeinsatz wird im singenden Kollektiv v.a. ihr Humor sehr geschätzt. Oft erheitert sie durch ihre spontanen verbalen Einsprengsel die Chorleute und auch, wenn sie bisweilen leise Kritik - witzig verpackt - an Chorleiter Sulzers gelegentlich allzu drillartigen Methoden übt („…in meinem Alter darf i des sagen...“), ist kollektives Schmunzeln oder Lachen garantiert. Durch ihr umfangreiches Repertoire an bisweilen ziemlich deftigen Witzen, die sie bei passender Gelegenheit spontan zum Besten gibt, sorgt sie bei Chorfeiern regelmäßig für schallendes Gelächter im Saal, bis einem die Tränen herunterlaufen.

Ihr großer Wunsch? Dass sie noch recht lange aktiv am Chorleben teilnehmen kann – das wünscht ihr auch die Spitaler Chor- und Orchestergemeinschaft aus ganzem Herzen!

(K. Matzer)