Chorausflug nach St. Florian

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Sachunterricht hautnah – Kapitel 1: Wir lernen die Kulturlandschaft Oberösterreichs kennen

 

Das im Traunviertel gelegene Barockkloster der Augustiner-Chorherren bildete den eigentlichen Anlass für unseren heurigen Chorausflug. In der Stiftskirche führten wir vormittags gemeinsam mit der Orchestergemeinschaft W. A. Mozarts „Piccolomini-Messe“ (KV 258), sowie Schuberts „Geist der Wahrheit“ und das „Händel-Halleluja“ auf. Der Klang, den Solisten, Chor und Orchester erzeugten, wurde durch die mächtige Brucknerorgel noch gekrönt. Wie gewaltig deren Klangvolumen und Registeranzahl! Beim Postludium („Orgeltoccata“, Ch. Widor), für welches der Organist eine sperrig anmutende Pappendeckelkonstruktion mit zahlreichen aufgeklebten Notenblättern hervorkramte, waren sämtliche Chor- und Orchesterleute ganz Ohr - so grandios! Man konnte erahnen, was Anton Bruckner dieses Klanguniversum bedeutet haben musste, dass er den Wunsch hatte, sich unter dem Instrument beerdigen zu lassen.

Stiftsorganist Klaus Sonnleitner führte uns danach noch durch die Stiftsinnenräume: in die Bibliothek, den Marmorsaal, die Krypta mit Gebeinkammer und zeigte uns zahlreiche Schätze des Stiftes, wie z.B. hinterleuchtete, bunte Kirchenfenster, die Glasgemäldesammlung, Deckenfresken, Holzskulpturen, den berühmten Altdorfer Flügelaltar,…

Die vielen Eindrücke konnten dann bei einem Mittagessen im Stiftskeller sinken.

Der darauf folgende Programmpunkt blieb bis zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis. Das Hirschmotiv auf der Rückseite des Reisebusses - subtiler Hinweis auf die zweite Destination nach der Stiftskirche – konnte allerdings in seiner gesamten Bedeutung erst gegen Ende des Ausfluges als solcher entschlüsselt werden. Dabei hätten wir wirklich durch kluges Kombinieren der Fakten draufkommen können: des Humpl Franzens vor Aufregung leuchtende Wangen, die Geschenkskörbe, die für einen Gabelbissen doch ein wenig gar zu opulent erschienen, sein verschmitztes Lächeln und eben das Hirschbild. Naja. Im Nachhinein ist man oft klüger.

Kann gut sein, dass Franz, der Fuchs, aus akutem Mangel an jagdaffinen Gesprächspartnern in der Chorlandschaft eine besonders raffinierte Vorgehensweise ersonnen hat, um das Interesse seiner Sangesbrüder und –schwestern an seiner Lieblingsmaterie zu erhöhen.

Andererseits: Wer um die Häufigkeit der Fehlstunden von Herrn Schwabeschäftigt weiß, könnte aus gutem Grund Mutmaßungen darüber anstellen, dass nicht Franz Drahtzieher dieses Abstechers war, sondern Chorleiter Otto, der seinerseits einen gefinkelten Plan ausheckte, um an die Spezialinteressen eines nicht in Gold aufzuwiegenden Bassisten anzuknüpfen - in der Hoffnung, durch Signalisierung von Entgegenkommen mit etwas Geschick eine Motivationsgrundlage zu schaffen, um Herrn Jägermeister wieder zu mehr Regelmäßigkeit des Chorprobenbesuchs zu verführen (wenn ihn schon das Singen nicht so „mannt“, so wenigstens die Aussicht, nachher in geselliger Runde launige Jagdkamellen zum Besten geben zu können…)

Wie auch immer. Mit Bestechungsgeschenken ausgestattet, brachte Franz – vom wem auch letzten Endes dazu veranlasst - also einige Angestellte im Jagdmuseum Hohenbrunn unweit des Stiftes St. Florian dazu, in manchen von uns den Jagdinstinkt wach zu kitzeln. Nurmi, der Bär, Jagdporzellanszenerien diverser blutrünstiger Gemetzel zwischen Hunden und Wild, Hundehalsbänder, die manchem Skinhead als Inspirationsquelle dienen könnten, Waffen, Tierpräparate sowie wunderliche Kreaturen erwarteten uns dort in dem elegant hergerichteten Schlösschen, entfachten unser Interesse und stießen zu angeregten Gesprächen an. Mit allerhand Getränken und Tortenstücken wurden wir behutsam dazu „verführt“, uns nebenbei („niederschwellig“ – super, Franz!) einen Film anzusehen, der uns mit dem Gedankengut der Jägerschaft infiltrieren sollte. Zumindest veranlasste er all jene, die sich im Chor als Mann begreifen, sich hernach spontan zu einer Quasi-Jäger-Runde zu formieren und aus voller Kehle jagdlich inspiriertes Liedgut von sich zu geben. Logisch, dass dabei ein Glasl in der für Jäger verpflichtenden linken Hand nicht fehlen darf - der Authentizität wegen. Ein Flashmob der aufgelöst geglaubten Untergrundcombo „Pramkogler“ (in leicht abgeänderter Besetzung)! Wer hätte das gedacht…

Die Bewirtung und Betreuung im Jagdmuseum war jedenfalls äußerst zuvorkommend! Herzlichen Dank nochmals an alle dort! Nach einem Fotoshooting aus der Ameisenperspektive (Heli ; )) machten wir uns dann auf den Weg, das gesamte oö. Ennstal per Bus zu durchqueren. Otto Sulzer ließ es sich nicht nehmen, dies als Anlass dafür zu nehmen, um die einzelnen Schauplätze seiner Kindheit, Adoleszenz und Zeit als junger Mann mit Geschichten zu illustrieren: Persönliches, Geografisches und Zeitgeschichtliches mischten sich zu einem äußerst anschaulichen Ganzen. Die liebevoll beschriebene Welt des jungen Otto endete auffallend abrupt an der Abzweigung nach Kleinreifling… - Lokalpatriot halt.

Schließlich mäanderten wir hart an der steirisch-oberöst. Grenze entlang den Hengstpass hinauf zum „Sågwirt“, wo sich bereits die Tische unter vollen Tellern und Platten bogen: Otto und Silvia luden zu einem „Silbernen Hochzeitsmahl“ ein – herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle für das reichhaltige Buffet! Tenor-Erna und Heli in voller Fahrt brachten in gewohnter Manier die ganze Tischgesellschaft mit ihren nicht gerade jugendfreien Lebensweisheiten zum Lachen!

 

Mit der Aussicht, die nächsten zwei bis drei Tage sicher keinen Gedanken ans Essen verschwenden zu müssen (weil so satt), traten wir abends die Heimreise an – reich an Eindrücken und Erlebnissen.